Die Herausforderung
Krebstherapien
Es gibt aktuell viele verschiedene Therapieansätze gegen Krebs. Die Wahl und Kombination der Behandlungsmethoden, die dem Patienten angeboten werden, wird unter Berücksichtigung der Art des Tumors und des Entwicklungsstadiums der Krankheit getroffen.
Die Hauptbehandlungsoptionen umfassen:
- die chirurgische Entfernung des Tumorgewebes aus dem Körper;
- die lokale Verwendung hoher Strahlendosen, um Tumorzellen abzutöten bzw. Tumormasse zu verringern;
- die Verwendung von systemischen pharmakologischen Therapien, die
- aktiv proliferierende Zellen abtöten (Chemotherapie),
- dem Immunsystem helfen, Krebszellen zu zerstören (Immuntherapie),
- auf bestimmte molekulare Merkmale von Krebszellen abzielen und diese inaktivieren
- die deren Proliferation und Verbreitung inhibieren (molekular zielgerichtete Therapien), oder
- Krebszellen, deren Wachstum von hormonellen Signalen abhängt blockieren und damit abtöten (Hormontherapien gegen Brust- und Prostatakrebs).
Trotz der enormen Fortschritte in der Krebsbehandlung in den letzten Jahrzehnten, bleibt die Resistenz von Tumorzellen, sowohl gegenüber klassischen Chemotherapie-Behandlungen als auch gegenüber innovativsten Therapien, eine der größten Herausforderungen.
Die Unempfindlichkeit von Krebszellen gegenüber diesen Behandlungen kann ein bestehendes Merkmal des Tumors sein oder erst im Laufe der Therapie auftreten. In beiden Fällen sind Resistenzen für die Mehrzahl der Krankheitsrückfälle und Krebstodesfälle verantwortlich.
Aber warum können Krebszellen den Behandlungen überhaupt widerstehen?
Die Resistenz von Tumoren gegen Therapien
Heute sind mehrere Faktoren bekannt, die die Sensitivität und Resistenz von Tumoren gegen medikamentöse Therapien beeinflussen.
Existierende Resistenzen
Behandlungen mit Chemotherapien oder molekular zielgerichteten Arzneimitteln sind dann nicht oder eingeschränkt wirksam, wenn in der Tumormasse Subpopulationen unempfindlicher neoplastischer Zellen mit genetischen Mutationen vorhanden sind, die für das Tumorwachstum und / oder die Reaktion auf die Medikamente wichtig sind. Einige der an diesen Phänomenen beteiligten Gene wurden bereits identifiziert, darunter solche, die an der Kontrolle der Akkumulation von Substanzen in der Zelle, an den Prozessen der DNA-Reparatur oder an den Kontrollprogrammen der Prozesse, die zum genetisch programmierten Zelltod führen, beteiligt sind.
Erworbene Resistenzen
Im Laufe der Behandlung können dann auch neue Mutationen und Veränderungen im Genom auftreten, welche die Expression verschiedener Gene und Signalwege verändern und so zur Modifikation von Zielmolekülen führen können, über die Arzneimittel wirken. So kommt es, dass Tumorzellen, die anfangs empfindlich auf Behandlungen reagierten, schlussendlich zu resistenten Zellen werden.
Nicht nur Mutationen, sondern auch Veränderungen, die das sogenannte „Verpacken von DNA“ in die geordneten Strukturen des Chromatins beeinflussen, können zur Entwicklung einer Therapieresistenz beitragen.
Tumor-Mikroumgebung
Tumoren bestehen nicht nur aus Krebszellen, auch die Nachbarschaft/Umgebung von Krebszellen muss betrachtet werden. Diese umfasst viele andere Zelltypen, wie Fibroblasten und Zellen des Immunsystems, eine extrazelluläre Matrix mit Kollagenfasern und verschiedenen Signalmolekülen, Blutgefäße und vieles mehr. Alle diese Elemente kommunizieren mit Krebszellen und beeinflussen die Wirkung der Therapie.
Beispielsweise deutet das Vorhandensein einer sehr starren und fibrotischen Tumormikroumgebung darauf hin, dass Medikamente innerhalb der Tumormasse sehr schlecht diffundieren und dass onkogene/ krebserzeugende Signale verstärkt aktiviert werden, was wiederum mit dem Einsetzen einer Resistenz verbunden ist. Das körpereigene Immunsystem kann die Entwicklung von Tumoren blockieren, da es neu auftretende Krebszellen erkennen und eliminieren kann. Maligne Zellen können sich jedoch möglicherweise auch dieser Kontrolle entziehen, indem sie Immun-Checkpoints (Kontrollpunkte) manipulieren und so die Schaffung einer Gewebemikroumgebung begünstigen, die die Immunantwort unterdrückt. Ein ähnlicher Zustand ist mit der Entwicklung des Tumors und seiner Unempfindlichkeit gegenüber Behandlungen mit Immuntherapeutika verbunden.